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Die Lausitz soll in der digitalen Champions League spielen

Bericht vom Tag der digitalen Lausitz

Rund 100 Teilnehmer aus der gesamten Lausitz trafen sich auf Einladung der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH am 3. März im Refektorium Doberlug-Kirchhain zum Tag der digitalen Lausitz. Die Fachleute aus unterschiedlichsten Bereichen erhielten einen Überblick zum aktuellen Stand der Digitalisierung und tauschten ihre Erfahrungen aus. In einer begleitenden Ausstellung erlebten sie konkrete digitale Projekte, wie „1000 Jahre Oberlausitz“ vom sächsischen Landesamt für Archäologie, das schon mehr als hundert Fundstücke aus der Region dreidimensional gescannt hat.

Die Digitalisierung wird nach Ansicht des zuständigen Staatssekretärs in der brandenburgischen Staatskanzlei und Beauftragter für Medien und Digitalisierung, Dr. Benjamin Grimm, maßgeblich zum Erfolg der Strukturentwicklung der Lausitz beitragen. „Im Zuge des Ausstiegs aus der Braunkohle bis 2038 müssen wir regionale Aspekte der Digitalisierung in den Blick nehmen. Der ‚Digital@Lausitz Day‘ ist ein passender Ansatz, um die oftmals sehr abstrakte digitale Welt regional und lokal vor Ort erlebbar zu machen. Der digitale Prozess eröffnet uns auch neue Wege zur Teilhabe an den Veränderungen – die Menschen hier in der Region können einfacher und direkter Ihre Ideen einbringen.“

Die Lausitzer Digitalisierungsstrategie beleuchtet die Themen Mobilität & Verkehr, Gesundheit & Pflege, Wirtschaft & Arbeit sowie Tourismus & Kultur. Für diese vier Felder wurden jeweils strategische Ziele definiert:

Mobilität & Verkehr:

  • Anbindung des ländlichen Raumes durch die Erprobung von Konzepten für die letzte Meile
  • Vorreiterregion im Bereich autonomes Fahren und innovative Mobilitätsformen
  • Schaffung eines virtuellen Marktplatzes als zentraler Treff- und Vernetzungspunkt
  • Schaffung digitaler, intermodaler und regional vernetzter Mobilitätsangebote
  • Erprobung und Nutzung innovativer Technologien in der ländlichen Nahversorgung

Gesundheit & Pflege:

  • Entwicklung zur Modellregion „Digitale Gesundheit“
  • Telemedizin und TeleCare sichern eine ausgereifte Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum
  • Erprobung und Förderung von „Assisted Living“ im ländlichen Raum (altersgerechte Assistenzsysteme für ein unabhängiges Leben in der heimischen Umgebung)
  • Digitale Anwendungen für vereinfachte und effiziente Abläufe in der Pflege

Wirtschaft & Arbeit:

  • Attraktivität der Lausitz als Wohn- und Arbeitsort stärken – Unternehmen und Fachkräfte anziehen
  • Innovation und Start-ups fördern, kleine und mittelständische Betriebe bei digitaler Transformation unterstützen
  • Stärkung des technologischen Wissenstransfers und digitaler Kompetenzen in Unternehmen
  • Erprobung neuer Arbeits- und Kollaborationskonzepte im ländlichen Raum

Tourismus & Kultur:

  • Digitale Aufarbeitung der Kultur und Geschichte der Lausitz
  • Umfassende Nutzung von Daten und digitalen Inhalten
  • Innovative Mobilitätsangebote für Touristen
  • Stärkung der Kooperation und digitalen Vernetzung der Tourismusakteure über die gesamte Reisekette
  • Transformation des Reise- und Kulturerlebnisses durch digitale, innovative Angebote

Die Digitalisierungsstrategie für die Lausitz ist eine wichtige Grundlage, um konkrete Projekte über das Strukturfördergesetz zu beantragen, welches noch vor der Sommerpause vom Bundestag verabschiedet werden soll. Entsprechend wichtig sei, dass sich die Lausitz frühzeitig auf den Weg gemacht habe, sagte der Lausitzbeauftragte des Landes Brandenburg Dr. Klaus Freytag in Doberlug-Kirchhain: „Zwei Bundesländer, sechs Landkreise und die Stadt Cottbus ziehen an einem Strang. Das ist bundesweit einmalig. Die Lausitz ist nicht arm an Ideen und Akteuren. Wir wollen kein zweites Bayern oder ein drittes NRW werden, wir wollen unsere Identität pflegen. Dafür braucht es Partizipation und Möglichkeiten, die Ideen und Projekte aus der Region zu bündeln und zu entwickeln.“

Für Dr. Stephan Rohde, Revier-Beauftragter der sächsischen Staatsregierung, werde Digitalisierung künftig zum Muss in allen Bereichen. Die Lausitz solle dabei „nicht in der Regionalliga, sondern in der Champions League mitspielen.“ Nötig dafür sei eine Fokussierung auf die Entwicklung digitaler Wertschöpfungsketten und die Förderung von Innovationen, egal ob in Start-ups oder in bestehenden Unternehmen. Mit Blick auf die aktuelle Weltlage untermauerte er seine Aussage: „Wer heute schon 3D-Drucker nutzt, ist unabhängiger von Lieferketten, die gerade wegen des Corona-Virus teilweise unterbrochen sind.“

Voraussetzung für die digitale Zukunft sind neben verbindlichen rechtlichen Regelungen auch die flächendeckende Versorgung mit Breitband-Internet und Mobilfunk. Hier forderte der Landrat des gastgebenden Landkreises Elbe-Elster Christian Heinrich-Jaschinski mehr Tempo von Bund und Ländern: „Es ging bereits vor zehn Jahren um den Breitbandanschluss. Wir hinken bei der Bautätigkeit unseren Ansprüchen hinterher.“ Bei aller berechtigten Kritik wünscht sich der Landrat, dass die Digitalisierung als Chance begriffen wird und die regionalen Akteure den Prozess selbst gestalten, „statt sich ins digitale Lummerland mit Netflix zurückzuziehen und die Beine hochzulegen.“ Der Landkreis Elbe-Elster geht dabei als Modellregion schon seit einiger Zeit mit gutem Beispiel voran. So war das Jobcenter im Elbe-Elster-Kreis vor fünf Jahren eines der ersten in Deutschland, das die elektronische Akte eingeführt hat.

So geht es weiter

Die Digitalisierungsstrategie der Lausitz wird im nächsten Schritt mit den Plänen der Länder Brandenburg und Sachsen abgeglichen. Nach der Fertigstellung fließt das Papier in die Entwicklungsstrategie „Lausitz 2050“ ein, welche die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH mit dem Projekt „Zukunftswerkstatt Lausitz“ bis Ende 2020 erarbeitet.

 

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